Urlaub

kennt die Bibel nicht. Obwohl ständig Leute unterwegs sind: z.B. die Jüngeraussendung im Evangelium am ersten Juli-Sonntag (Lk 10,1-20). Oder der Äthiopier, der sich auf der Heimreise von Philippus taufen lässt (Apg 8,26-39). Das Volk Gottes auf seiner Wüstentour ins gelobte Land, Abraham, Jona, Jesus und natürlich die Reisen des Paulus: Antiochia – Zypern – Ikonion – Galatien – Philippi – Thessalonich – Athen – Korinth – Ephesus. Eine wahre Mittelmeer-Kreuzfahrt, auch wenn „Kreuz“ für ihn andere Konnotationen hatte. 

Von der Ortsbeständigkeit des benediktinischen Mönchtums ist die Bibel weit entfernt. Sie erzählt von Bewegung in jeder Hinsicht. Dynamik in alle Richtungen.

Wenn Paulus durch die Lande zieht, dann nicht zur Erholung, sondern dienstlich. Als Botschafter Christi versteht er sich. Manche Orte sind heute Touri-Hotspots. Attalia etwa wird unter dem Namen Antalya von Strandurlaubern frequentiert.

Nach über zwei Jahren Corona müssen wir das Unterwegs-Sein wieder lernen, zumal uns neuerliche Nöte ausbremsen: der Ukrainekrieg und das Sorgenthema Inflation. Für andere wiederum sind die Sommerferien eine relative Größe - wenn die Kinder aus dem Haus sind oder Altersgebrechen die Mobilität auf kleine Radien begrenzen.

Womit wir wieder bei den ortsfesten Mönchen wären. Es braucht nicht immer räumliche Fortbewegung zu sein, die uns „zu neuen Ufern“ bringt. Hinter vermeintlich dicken Klostermauern entdecke ich bisweilen mehr geistige Weite und Weltoffenheit als unter Globetrottern, die alle Winkel der Erde kennen.

 

Joachim Metzner