Fastenzeit-Impuls #20 - Weit voraus

In der Kurzbiografie zum Tagesheiligen vermerkt das „Schott“-Messbuch, der hl. Johannes von Gott sei „seiner Zeit weit voraus“ gewesen. Normalerweise schenke ich solch pauschalen Aussagen keine große Beachtung; diesmal aber bleib ich an der Formulierung hängen.

Es brauchte 44 Lebensjahre, bis aus dem vormaligen Ausreißer, Entführten und Taugenichts im Jahr 1539 ein grundlegender Lebens-Wandel eintrat. Fortan widmete er sich mit Leidenschaft den Kranken und gründete den Orden der Barmherzigen Brüder. An diesem Punkt kommt die Kurzbiografie zur genannten Notiz: „seiner Zeit weit voraus“.

Könnte man sagen, dass jedes heiligmäßige Leben, dass Nachfolge Christi immer diesen Kern hat: dass Menschen ihrer Zeit weit voraus sind? Dass sie gewohnte Pfade verlassen, im Wortsinn also „fort-schrittlich“ sind, dass sie über den Horizont hinausblicken und Neues wagen?

Dann könnten auch heutige Christinnen und Christen diesen Weitblick zu ihrem Markenzeichen machen.

 

Joachim Metzner