Fastenzeit-Impuls #31 - Der Heilige Josef

Für Papst Franziskus ist Josef in der Heilsgeschichte in einer unvergleichlichen Hauptrolle. Deshalb hat er ein Jahr des hl. Josef ausgerufen: vom 8. Dezember 2020 bis zum 8. Dezember 2021. Im vergangenen Dezember waren 150 Jahre seit der Erhebung des hl. Josef zum Patron der katholischen Kirche vergangen.

Nur in etwa 40 Versen des Neuen Testaments taucht er auf. Darin erfahren wir, dass Josef ein Nachkomme der Familie Davids war. Er war Zimmermann in Nazareth und mit einer Frau namens Maria verlobt. Er wird als ein "gerechter" Mann genannt. Als sich zeigte, dass sie schwanger war, wollte er seine Verlobte nicht bloßstellen und plante zunächst, sich in aller Stille von ihr zu trennen (Mt 1,19).

Josef als neuer Mose

Der Dominikaner Philippe Lefebvre, Professor für Altes Testament in Fribourg in der Schweiz, hat Josef in den Vatican News als neuen Mose beschrieben. Als ein solcher erscheint er am Anfang des Matthäusevangeliums. Der Engel des Herrn spricht zu Josef, er schickt ihn nach Ägypten und führt ihn aus Ägypten wieder heraus.

Das gleicht dem, was im Buch Exodus über Mose berichtet wird. Wie Mose ein Volk aus Ägypten führt und sich in allen Fährnissen um sein Volk kümmert, so pendelt Josef zwischen Ägypten und Israel, kümmert sich um Maria und Jesus im Hören auf das, was Gott durch seinen Engel von ihm fordert.

 

Josef als neuer Adam

Pater Lefebvre weist auch auf Josef als den neuen Adam hin. Im Matthäusevangelium will Josef Maria zunächst verstoßen, weil sie schwanger ist, aber der Engel des Herrn bringt ihn davon ab. Und das geschieht, während Josef schläft. Im Buch Genesis schläft Adam, während Gott die Frau als seine Gefährtin erschafft.

Die Beziehung zwischen Josef und Maria erinnert damit an Adam und Eva und wiederholt die erste Begegnung von Mann und Frau. Gott sagt Adam und Eva, dass sie ein Fleisch sein werden. Dass bezieht Pater Lefebvre auf Josef und Maria. Ein Fleisch sein reicht über die sexuelle Dimension hinaus. Es deutet hin auf ein Eins-Sein im Heiligen Geist, im Geist Gottes. Josef und Maria sind eins im Geist Gottes um dieses gemeinsamen Projekts willen: den Sohn Gottes zu empfangen. Josef ist nicht nur Hüter. Der Heilige Geist wirkt nicht nur, als Jesus im Schoß Mariens entsteht. Das erste Werk des Geistes ist die Begegnung und das Eins-Werdung von Josef und Maria.

 

Josef in meiner Kultur

In meiner Kultur wäre Josef ein typisches Beispiel für einen Versager: Er akzeptiert es, mit einer Frau zu leben, die vor der Heirat schwanger wird. Er ist nicht der Vater von Jesus Christus, obwohl er Vater genannt wird. Er wird Ehemann Mariens genannt, hat aber keine eheliche Beziehung zu ihr. Er könnte zu Recht ein Narr für Gott genannt werden. Er ist ein Mann Gottes. Der Engel Gottes hat ihm im Traum gesagt, was er tun soll.

 

Josef und das Coronavirus

Was kann uns der heilige Josef in Corona-Zeiten lehren, in denen wir mit Unsicherheit konfrontiert sind?

Laut Vatican News, ist sich Josef „ganz genau dessen bewusst, was da vorgeht. Er erlebt etwas, was eigentlich viele erleben: zu wissen, dass das Leben von Gott kommt. Ein Leben zu führen, dass die anderen vielleicht nicht verstehen können – siehe die Aufnahme Mariens, obwohl sie schwanger ist. Joseph lebt in einer schwierigen Welt und in einer komplizierten Situation, schon politisch: Rom, Israel, die Hoffnung auf ein Königtum Davids usw. Das Leben kommt von Gott, das Heil kommt von Gott – in seinem Fall ist das Heil eine Person, die ihm anvertraut wird. Ich glaube, das hat einiges mit dem zu tun, was wir heute durchmachen. Eine komplizierte Welt, die wir nicht durchschauen; aber wir wissen, dass uns das Leben von Gott geschenkt wurde und dass es uns auf einen Weg führt, der uns verändern wird. Joseph ist aufmerksam. Er ist wie ein Detektor Gottes im Leben, umringt von einer eher unaufmerksamen, ziellosen Welt. Das ist übrigens genau das, was auch Jesus leben wird…“

 

Robert Tanto