Weltkirchlicher Freiwilligendienst in Corona-Zeiten

Ich bin Felix Balling, 18 Jahre alt, und komme aus der Gemeinde St. Peter und Paul in Heddernheim. Noch als das Wort „Corona“ für uns alle ein Fremdwort war, hatte ich mich dafür entschieden, nach dem Absolvieren des Abiturs für ein Jahr einen entwicklungspolitischen, weltkirchlichen Freiwilligendienst zu machen.

Hierbei habe ich für mich das sogenannte „MaZ-Programm“ der Pallottinerinnen ausgewählt, welches unter dem Motto „mitleben, mitarbeiten und mitbeten“ steht. Geplant war, dass ich Mitte August 2020 ins ostafrikanische Ruanda ausreise. Doch da die internationalen Freiwilligendienste mit Beginn der Corona-Pandemie zunächst ausgesetzt wurden, habe ich mein Freiwilligenjahr in Friedberg bei Augsburg begonnen und dort in einem sozialen Projekt mitgearbeitet. Umso schöner war, als nach wenigen Monaten bekanntgegeben wurde, dass Ausreisen unter strengen Kriterien wieder möglich werden.

Da das MaZ-Programm der Pallottinerinnen unter dem staatlichen „weltwärts“-Dachverband läuft, wurde im Vorhinein gewissenhaft vom Auswärtigen Amt und dem zuständigen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) geprüft, ob eine Ausreise im Hinblick auf die Corona-Pandemie sicher für uns Freiwillige ist.Das Ergebnis der Prüfung war, dass angesichts der niedrigen Infektionszahlen, der erfolgreichen Eindämmungsmaßnahmen der ruandischen Regierung sowie der stabilen Lage des lokalen Gesundheitssystems, eine Ausreise genehmigt werden konnte. So hatte ich mit einer Hand voll anderen Freiwilligen das große Glück, Ende Januar doch noch nach Ruanda aufbrechen zu können…

 

Ruanda liegt im Herzen Afrikas und zählt zur Region Ostafrika. Das kleine Land, was von der Fläche etwa so groß ist wie das Bundesland Brandenburg grenzt im Uhrzeigersinn an Uganda, Tansania, Burundi und die DR Kongo. Im „Land der 1000 Hügel“ genannten Staat leben ungefähr 12 Millionen Menschen. Die Hauptstadt, in der fast 10 Prozent der Gesamtbevölkerung lebt, heißt Kigali. Nach dem Völkermord von 1994 setzte in dem Land ein enormer Wiederaufbauprozess ein – so wird Ruanda heutzutage als das „Singapur“ Afrikas bezeichnet und punktet vor allem hinsichtlich Wirtschaft, Infrastruktur, Umweltschutz und Geschlechtergerechtigkeit.

 

Zusammen mit meiner Mitfreiwilligen Franziska aus Ravensburg lebe ich auf dem großen Gelände der Pallottiner (Ordensgemeinschaft) in Kigali, zu dem auch ein Gesundheitszentrum, eine große Pfarrei, eine Druckerei und Verwaltungsgebäude gehören. Darüber hinaus wird von ihnen auch eine Vorschule betreut. Ich arbeite hier sowohl in der Verwaltung eines Adoptionsprojektes als auch in der Vorschule mit.

Dazu gehört die Assistenz im Unterricht, vor allem durch Mitmachübungen für die Kinder in Französisch und Englisch, das Fußballspielen in den Pausen und auch das Vorbereiten und Austeilen des Frühstücks. In unserer Mittagspause wird mir immer gesagt, dass ich einen ausgiebigen Mittagsschlaf machen soll, da das hier scheinbar viele so machen würden. Ich habe festgestellt, dass das im Hinblick auf das warme Klima und die manchmal ziemlich aufgedrehten Kinder einem wirklich guttun kann.

 

Insgesamt mache ich hier in Ruanda wirklich bereichernde und spannende Erfahrungen. Viel ist wirklich anders, als man es vorher in Deutschland oder Europa gewöhnt war. Dazu zählen die Erziehungsmethoden in der Schule. So müssen die noch kleinen Kinder oft einzelne Wörter im Chor laut nachsprechen und als Bestrafung wird teilweise von den Lehrern auch der Zeigestock zum Schlagen benutzt. Außerdem gibt es im gesamten Land eine enorm hohe Polizeipräsenz, die zurzeit vor allem die Corona-Maßnahmen streng kontrolliert. Es soll schon vorgekommen sein, dass Leute für einen Tag festgesetzt wurden, weil sie die Ausgangssperre ab 21 Uhr missachtet haben. Das kann auch der Grund dafür sein, weshalb sich die Ruander*innen hier sehr an die Regeln halten und sehr viel Respekt vor den staatlichen Autoritäten haben – aber mit Erfolg, denn die Corona-Infektionszahlen sind hier wirklich sehr niedrig. Bevor man Geschäfte, öffentliche Verkehrsmittel oder andere Gebäude betritt, muss man sich stets die Hände waschen oder desinfizieren. Dafür wurden vielerorts extra mobile Waschstationen aufgestellt. Auch die Busse dürfen zurzeit nur zu drei Vierteln besetzt werden, was dazu führt, dass man teilweise sehr lange auf einen Bus warten muss (einen Busfahrplan mit Fahrzeiten gibt es hier generell nicht). Eine weitere Sache, die mir hier aufgefallen ist, ist die sehr hohe Bedeutung des christlichen Glaubens und seine hohe Präsenz im Alltag. Viele Leute haben für mich sehr auffallende Vornamen wie z.B. „Jean de Dieu“, „Dieu Merci“ (frz. = Gott sei Dank“) oder Espérance (frz. = Hoffnung). Darüber hinaus tragen einige Menschen Rosenkränze um den Hals oder auch ein großer Autosticker mit „God is love“ (= Gott ist die Liebe) ist keine Seltenheit. Gerade durch das niedrige Durchschnittsalter der Bevölkerung platzen manche Pfarreien aus allen Nähten. So wurde uns beispielsweise davon berichtet, dass es in unserer Pfarrei in den vergangenen Jahren Firmjahrgänge mit über 1000 Firmlingen gab. Außerdem besuchen (in Nicht-Corona-Zeiten natürlich) die vier Messen, die sonntags in der Pfarrkirche abgehalten werden, jeweils im Schnitt fast 1000 Menschen. Die Sonntagsmessen werden musikalisch meist durch einen Chor sowie durch rhythmische Percussions begleitet, wozu die ganze Gemeinde meist auch tanzt. So lebendig das auch klingt, man darf nicht vergessen, dass die Messen in der Regel 2-3 Stunden dauern können. Da freut man sich danach schon meist auf das gemeinschaftliche Mittagessen, bei dem vor allem sonntags nicht nur Reis und Bohnen aufgetischt werden…

 

Interessierte, die über meinen Einsatz auf dem Laufenden gehalten werden möchten, nehme ich gerne in meinen „Rundmailverteiler“ auf, in dem ich regelmäßig über meine Erfahrungen berichte. Dazu einfach eine Mail an felixinruanda@t-online.de senden.

 

Um Freiwilligen wie mir einen solchen Einsatz zu ermöglichen, sind die Pallottinerinnen als gemeinnützige Entsendeorganisation auf Spenden angewiesen. Ich würde mich mit ihnen über jede Unterstützung freuen. Vielen Dank!

 

Empfänger: Deutsche Provinz der Pallottinerinnen e.V.

IBAN: DE52 7509 0300 0102 1839 35

BIC: GENODEF1M05 (LIGA Bank eG)

Verwendungszweck: 200003 + Adresse des Spenders