
Ostermontag. Ich sitze noch über der Predigt für die Messe und hole dabei fast gedankenverloren das Handy aus der Tasche: „Eilmeldung“ - Papst Franziskus ist tot“.
Es trifft mich echt der Schlag. Gestern hat er doch noch die Leute auf dem Petersplatz gesegnet!
Im Laufe des Tages wird mir klar: Franziskus war doch der „etwas andere Papst“, gerade im Vergleich zu seinem Vorgänger, den ich schon immer sehr geschätzt habe und weiterhin schätze. Hier der Theologe, dort der spontane „Menschenfischer“.
Hier eine tiefgehende Enzyklika über die Liebe, dort ein Papst, der Gefangenen die Füße wäscht und im Vatikan selbst sanitäre Einrichtungen für Obdachlose bauen lässt.
Diese praktische Menschlichkeit ist wohl das Besondere am Pontifikat des Papstes „vom Ende der Welt“. Natürlich ist dies sein Vermächtnis an uns, seine Kirche. Glaube ist kein Wohlfühlprogramm, oder höchstens dann, wenn der Glaube zum Ziel hat, dass es wirklich allen Menschen gut geht. Ein sehr praktisches Vermächtnis, dass sich auch in unserer Pfarrei umsetzen lässt: Wo Kirche redet, feiert und handelt, geht es immer um das „Leben in Fülle“ für alle Menschen und nicht nur um das der Kirchgänger. Denn alle Menschen sind Brüder und Schwestern, wie es schon der Titel einer seiner Enzykliken sagt: „Fratelli tutti“. Alle Menschen sind Brüder und Schwestern; das gilt nicht nur, aber auch für die Kirche: Laien, Ordensleute, Bischöfe in Tischgruppen und der Papst mittendrin. Dieses Bild einer synodalen Kirche von der Weltsynode gehört ebenfalls zum Vermächtnis dieses Papstes. Diakonie und Synodalität sind Stellschrauben der Glaubwürdigkeit. Es ist zu hoffen, dass dies auf den Gängen der römischen Kurie und von seinem Nachfolger nicht vergessen wird. Wir werden des verstorbenen Papstes in einem Requiem am Sonntag, 4. Mai, um 18.30 gedenken.
Hanns - Jörg Meiller, Pfarrer